43. Krüzzbrür-Ordensträger wurde Pfarrer Armin Drack – ne kölsche Evangele
Jedes Jahr dasselbe Ritual: Begrüßung der Gäste, Ehrung der Mitglieder, Buffet, Laudatio, Ordensverleihung, Ansprache des neuen Ordensträgers, Vorträge der Gäste und gemütliches Beisammensein. Obwohl der Herrenabend der Krüzzbrür in der traditionsreichen Gaststätte „Am Knipp“ immer wieder nach diesem sich Jahr für Jahr wiederholenden Ritual abläuft, ist er doch jedes Mal erfrischend anders, mit herzlichen Redebeiträgen, bei denen eine Pointe die nächste jagt.
Anders war an diesem Abend bereits die Moderation. Leo Bardenheuer, der bislang die Herrenabende moderierte, hat sich nach seinem 70. Geburtstag im vergangenen Jahr als Moderator von der Bühne verabschiedet und dies in die jüngeren Hände der beiden Pfarrausschuss-Vorständler Franz-Josef Staat und Herbert Steins gegeben. Die beiden haben das vor der im positiven Sinne nicht ganz einfachen Zuhörerschar absolut souverain gemeistert.
Gleich zu Beginn ehrten sie Rolf Igel für seine 25-jährige Mitgliedschaft und ernannten Leo Bardenheuer zum Ehrenpräsidenten (ohne Rechte und Pflichten) als Dank für das, war er für den Pfarrausschuss getan hat. Die sich anschließende Begrüßung der Gäste wurde wie gewohnt durch Zwischenrufe unterbrochen, vor allem durch die Rufe nach Eröffnung des Buffets, bei dem natürlich die Schnittchen mit echtem Lachsersatz und der Heringssalat die gefragtesten Objekte waren.
Krüzzbrür-Ordensträger des Vorjahres Michael Nobis begann seine Laudatio mit den Worten: „ Ich bin irritiert und entsetzt.“ Bezogen hat er dies auf den „importierten Evangelen“ und darauf, dass dessen Wahl zum Ordensträger wohl „des Teufels Rache für die Domseele“ sei. So war denn auch sein Geschenk an Armin Drack -der Öcher Dom in Printenform- mit der Gegenleistung „Ora pro Nobis“ verbunden.
In seiner auf die Laudatio folgenden Ansprache sah sich Armin Drack hingegen als Brückenbauer zwischen Köln und Aachen sowie zwischen Katholiken und Evangelen. Es könnten der „starke Glaube der Katholiken“ und der „wahre Glaube der Evangelen“ fusionieren. Zusammen könnte man auch eine neue Päpstin wählen; Max Kerner schlug hier „et Jutta“ vor.
Um Armin Drack das Öcher Platt näher zu bringen, trugen Leo Bardenheuer und Hubert Herpers das „Öcher-Platt-Lern-Lied“ vor, das sie bei der Thouetpreis-Verleihung zwei Wochen zuvor zum ersten und eigentlich letzten Mal im Stadthuus gesungen hatten. Die in diesem Lied vorkommende Übersetzung des Begriffs Au Hur meinte Max Kerner richtig stellen zu müssen und verwies an den Fachmann Karl Allgaier, der sich wiederum verwundert gab, vermeintlich als Hurenspezialist zu gelten. Er fasste aber dann zusammen, dass man Au Hur auch an einen Mann sagen kann und es nicht böse gemeint ist.
Alle gemeinsam sangen als Ovation an Armin Drack das Lied „Mi Oche“ (Text: Hein Engelhardt) und Troubadour Willy Schell brachte auf seinem Weg, nämlich in Form eines Ständchens auf der Melodie Funiculi Funicula, seine Glückwünsche für den neuen Ordensträger dar. Gleichwohl ließ er es sich nicht nehmen, auch jetzt wieder das Chianti-Lied anzustimmen, allerdings nun mit dem abgeänderten Refrain „trinkfest und arbeitsscheu …“, den alle mitzusingen wussten.
Während Marcel Philipp über Öcher-Platt-Kurse an der Volkshochschule nachdachte, stellte sich Wendelin Haverkamp die Frage: „Wie gehen wir mit Ungläubigen um?“ und kam zu dem Ergebnis: Einladen, etwas zu Essen und zu Trinken geben und mit Weihwasser besprühen, woraufhin Ralf Freyaldenhoven, der an diesem Abend dem Namen „Weihwasser-Ralf“ alle Ehre machte, seinen Weihwasser-Quespel Richtung Armin Drack schwang. Ihm sagte Ralf Freyaldenhoven zudem nach, dass er nur deswegen behaupte, dass der Aachener Dom auch sein Dom sei, weil sein „Anna-Schuppen“ keine Glocken hat.
Max Kerner versuchte den Einstieg über die Herleitung des Namens Armin von Arminius, somit von Hermann, sah hierüber eine Verbindung zu Siegfried und meinte dann, dass Drack vielleicht die Verkürzung von Drachentöter sei. Mit Hinweis darauf, dass Luther von Papst Leo die Bann-Bulle bekam, überreichte Max Kerner dem frisch gekürten Ordensträger ein Bild, das Luther mit Clownsnase zeigt und endete seinen Vortrag mit dem Lutherzitat: „Lass uns dem Teufel eine lange Nase drehen.“ Manfred Birmans sah im Gegensatz zu Max Kerner die Herleitung des Namens Armin von Irminsul, führte in diesem Zusammenhang auf, Manfred sei ja der Kevin der 50er Jahre und verwies darauf, dass man sich im Internet chantalisieren lassen könne: z.B. Manfred zu Manolo Travi. Manfred Birmans freut sich jedenfalls auf die Ausfahrt nach Wittenberg.
Hein Engelhardt brachte einen in nur ¼ Stunde erstellten, treffend charakterisierenden Vierzeiler in Öcher Platt zum Besten. Dombaumeister Helmut Maintz freute sich, dass Armin Drack der Bahnhofskapelle in Köln den Rücken gekehrt hat. Hans-Georg „Schorni“ Schornstein freute sich, dass die Krüzzbrür sich für einen Evangelen öffnen, und träumt immer noch davon, dass sie dies eines Tages auch für Frauen tun würden.
Bernd Mathieu outete sich als Repräsentant der „Lügenpresse“ und zeigte andere Wortzusammensetzungsmöglichkeiten eines derzeit täglich in den Medien auftauchenden Akronyms auf, z.B.: Pfarrausschuss ehrt grandios imposanten Drack Armin oder Pastor evangelisch Geisterfahrer Immigrant die Allzweckwaffe-der-Krüzzbrür.
Mit einer Sangesdarbietung von Rudi Moos an Armin Drack endete die Reihe der Wort- und Liedbeiträge, der Abend jedoch noch lange nicht. An der Theke wurde noch bis weit nach Mitternacht gemütlich weiter gefeiert. Und wieder war es ein einmalig toller Abend, wie es ihn in Aachen in der Art nur bei den Krüzzbrürn gibt.
Für den Pfarrausschuss
Michael Mathar