Eine sichtbare Verbindung der Krüzzbrür zu den Kreuzbrüdern
Im Vorfeld der Aachener Heiligtumsfahrt haben sich viele Menschen unter dem Motto „Entdecke mich“ auf Schatzsuche in Aachener Kirchen begeben. Darunter am 21. und 22. April in Heilig Kreuz, in den dortigen Räumen des ehemaligen Kreuzherrenklosters.
Was verbindet eigentlich den Pfarrausschuss mit diesen Kreuzherren?
Auf dem Grund der heutigen Heilig-Kreuz-Kirche stand im 13.-14. Jahrhundert eine einfache, einschiffige Kapelle mit anschließendem Spital und Gasthaus, das hilfsbedürftigen Reisenden Obdach, Pflege und Erholung gewährte. Im Jahr 1372 ging die Kapelle an den Orden der Kreuzherren oder Kreuzbrüder, die in der Pontstraße eine Niederlassung gründeten.
Die Statuten des Kreuzbrüder-Ordens und die Ordenskleidung sind eng mit denen der Dominikaner verbunden. Als Ordenskleidung gelten die weißen Tuniken mit schwarzem Skapulier. Auf Skapulier und Mantel tragen die Kreuzherren ein Kreuz, dessen Querbalken weiß und dessen Längsbalken rot sind. Nach der Säkularisierung durch Napoleon wurden die Aachener Klöster zwischen 1800 und 1810 aufgelöst, so auch das Kreuzherrenkloster, aus dessen Zeit heute noch Teile des jetzigen Pfarrhauses zeugen.
In einer eigenen Schreinerwerkstätte, die am 23. Juli 1748 nach einem Blitzschlag verbrannte, wurden bis dahin kunstvolle Schnitzwerke für die innere Ausstattung der Kirche und des Klosters von Laienbrüdern angefertigt, darunter auch die barocke Kreuzigungsgruppe, die die Chorapsis in der Heilig-Kreuz-Kirche schmückt.
Zwei weitere Holzskulpturen, die der Werkstätte der Kreuzherren zugeschrieben werden, flankieren die Kreuzigungsgruppe; die rechte davon stellt vermutlich den Heiligen Cyriakus dar, der durch sein Skapulier als Ordensmitglied identifiziert werden kann.
Zur Zeit des großen Kampfes zwischen dem preußischen Staat und der katholischen Kirche, der 1872 begann und 1887 endete, brachte Aachen einen wesentlichen Zuwachs an religiös-politischen Vereinen hervor. In dieser Zeit entstanden auch die katholischen Bürgervereine. Als erster derselben wurde am 4. März 1874 der katholische Bürgerverein der Pfarre zum heiligen Kreuz gegründet. Die Kreuzbrüder, die Bürger der Kreuzpfarre, traten damit traditionsgemäß in die Fußstapfen der alten Kreuzherren. Das Vorbild der Kreuzbrüder fand in dieser bewegten Zeit Nachahmung. So wurde zum Beispiel am 7. November 1876 der Katholische Bürgerverein St. Jakob gegründet. Das Hauptleben der Pfarrinsassen rund um die Kreuzkirche spielte sich im Pontviertel ab, weshalb man manchmal die Worte „Pönkter“ und „Krüzzbrür“ begrifflich gleich setzte. Den Kreuzbrüdern eilte schon damals der Ruf voraus, Sinn für trockenen Humor zu haben. Von dieser Pönkter Eigenart hat auch der katholische Bürgerverein der Pfarre zum heiligen Kreuz einen Einschlag erhalten, der den Verein häufig dazu befähigte, kritische Situationen in leichter, witziger Form befriedigend und friedlich zu lösen.
Der Idee folgend, die Geselligkeit der Gemeinde zu ermöglichen und zu fördern sowie Aufgaben in der und um die Kirche wahrzunehmen, ähnlich wie es der Katholische Bürger-Verein der Pfarre St. Kreuz seinerzeit tat, wurde am 25. August 1948 der Pfarrausschuss Heilig Kreuz gegründet, auch bekannt als Krüzzbrür. Von der Neubelebung des Gemeindelebens in Heilig Kreuz nach den Wirren des zweiten Weltkriegs sind bis in die heutige Zeit Förderung und Pflege des religiösen und gesellschaftlichen Lebens sowie Mitarbeit und Mitgestaltung innerhalb der Kirche Leitziele des Pfarrausschusses Heilig Kreuz.
Der Ponttor-Orden mit Schulterband, der an verdiente Förderer verliehen wird, wird bei bestimmten Anlässen auch vom Pfarrausschuss getragen und gehört wie die Anstecknadel zu den Insignien der Mitglieder. In Anlehnung an das Symbol der Kreuzherren zeigen Ponttor-Orden und Nadel ein Kreuz mit weißen Quer- und roten Längsbalken.
Noch einmal zurück in die Zeit der Kreuzherren wird sich der Pfarrausschuss Ende Juni bei seinem Halbsjahresabschluss versetzen. Unser diesjähriger Krüzzbrür-Ordensträger Werner Rombach, Pastor der Pfarrei Christkönig Erkelenz, hat nämlich neben anderen Erkelenzer Schauplätzen eine Führung durch die Klosteranlage Haus Hohenbusch organisiert. Dieses Kloster war 500 Jahre lang (1302-1802) eines der bedeutendsten Kreuzherrenklöster im Rheinland.
Der Pfarrausschuss feiert, wie dem Gründungsjahr zu entnehmen ist, in diesem Jahr 75-jähriges Jubiläum. Mehr aus den 75 Jahren seines Wirkens gibt es auf seiner Jubiläumsseite nachzublättern.
M.Mathar
Quellen: u.a. das Jubiläumsheft des Bürgervereins St. Kreuz von 1924 und der Kirchenführer Hl. Kreuz zum 100-jährigen Bestehen von 2002