Herrenabend 2024
Eine Veranstaltung der besonderen Art im Öcher Karneval ist seit mehr als einem halben Jahrhundert der Herrenabend der Krüzzbrür. Hier treffen sich Repräsentanten und namhafte Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Kirche in geselliger Runde, um einen neuen Krüzzbrür-Ordensträger zu küren. So hatten sich die Herren auch dieses Jahr wieder dicht gedrängt und in enger Tuchfühlung zur Ordensverleihung in der Gaststätte “Am Knipp” bei Familie Ramrath eingefunden. Auch wenn es für den Abend kein festgeschriebenes Programm gibt, so bestimmten doch auch an diesem 24. Januar 2024 wiederkehrende Abläufe die Veranstaltung. Nach dem Dinner-for-One-Motto “same procedure as last year – same procedure as every year” folgte der Begrüßung der Gäste, das klassische Buffet, die Laudatio auf den Neuen, die Verleihung des Krüzzbrür-Ordens sowie Ansprachen, Glückwünsche und Vorträge.
Bevor Pfarrausschuss-Vorsitzender Franz-Josef Staat diesem nicht festgeschriebenen Ablauf folgend namentlich wieder über 50 hochkarätige Gäste begrüßte, runde Geburtstage und nennenswerte Jubiläen hervorhob, gedachte er dem im letzten Jahr verstorbenen Vorstandsmitglied Dr. Rainer Klügel, einem hoch engagierten Aktivposten im Pfarraussschuss, der mit 61 Jahren nach schwerer Erkrankung viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde.
Nach der Stärkung am liebevoll mit Lachsersatz-, Mett-Schnittchen, Heringssalat und anderen Leckereien aufgebauten Buffet wurde vom Ordensträger des Vorjahres, Werner Rombach, die Laudatio gehalten. Er erwähnte, dass er beim Besuch im Büro von Michael Ziemons von der 8. Etage einen beeindruckenden Ausblick über Aachen und Burtscheid hatte. Dann schlug er den Bogen zu Michaels Lebensweg, dem in seiner Kindheit schon vorausgesagt wurde, dass es hoch hinaus geht. Aus der Kindheit berichtete er außerdem davon, dass er und seine Eltern Ralph und Gabriele vom Jugendpastor als Erzengel oder Dreigestirn bezeichnet wurden. Überhaupt habe Michael eine große Nähe zur Kirche: Messdiener, Weihrauchträger, Messdienerleiter, DPSG, BDKJ, Schule, Studium (Erziehungswissenschaft und Theologie), Bezirkskurat der DPSG, Bibliotheksleiter St. Donatus und CDU-Mitglied. – Zwischenruf: „Ämterhäufung“ – Werner Rombach schloss seine Laudatio mit den Worten „Wir haben es mit einem zu tun, der viel gearbeitet und viel bewegt hat“ und „Michael blenk övver Oche än Botsched!“
Nun kam der große Moment: unser Ehrenpräsident Leo Bardenheuer überreichte den Krüzzbrürorden 2024 an Dr. Michael Ziemons. Mit freudigem Alaaf wurde er in die illustre Ordensträgerrunde aufgenommen.
Dass man mit Michael Ziemons die richtige Wahl getroffen hatte, bewies dieser in seiner nun folgenden Rede. Michael Ziemons gab an, dass es in Brand zwei Religionen gibt: normal und anders und er nahm dabei Bezug auf die dortige Mormonen-Kirche, von der er mal gefragt wurde: „Haben Sie schon ans Jenseits gedacht?“ Dann berichtete er weiter über amüsante Erlebnisse aus seinem Leben. Dass beispielsweise das Schönste seiner Köln-Zeit das Zugfahren war; hier besonders die laut telefonierenden Mitfahrer, denen er gerne mal Fragen gestellt hätte. Auch in der Behörde ist es zuweilen lustig. So stand seinerzeit in der NRW-Corona-Verordnung. „Bordelle geöffnet, aber nur zum geselligen Beisammensein“.
Bei all den oft auch kuriosen Dingen auf seinem Lebensweg nannte er seine Frau und Kinder als wichtigste Kraftquelle. Zuletzt sang Michael ein Lied, begleitet von Ägid Lennartz am Piano. Refrain: „Ich möchte einmal im Leben Deutscher Meister sein, das wär von vornherein zu schön, um wahr zu sein.“ Einen gesungenen Schlussakzent nach seiner Rede setzten alle Anwesenden mit „Mi Oche“, nach der Melodie des Irischen Segensliedes und dem von Hein Engelhardt verfassten Text.
Abwechselnd wurde nun das Wort ergriffen. Marcel Philipp freute sich über den in Strömen fließenden Zaubertrank, die genderfreie Unterhaltung unter Freunden und die Gemeinschaft. Die Hauptrolle an diesem Abend aber übernehme Michael Ziemons. Bernd Matthieu mutmaßte unter Hinweis auf USA-Vorwahlen, dass für den, der in Aachen OB werden will, der Weg über den Herrenabend führt. Seine Freude beschränke sich an diesem Abend aber darauf, trotz der gesperrten Brücke überhaupt angekommen zu sein. Ralf Otten lobte den Pfarrausschuss für die Wahl des neuen Ordensträgers. Peter Tillmanns, der Michael Ziemons seit dem 4. Lebensjahr, der Zeit im Brander Kindergarten St. Monika kennt, meinte: „Wir lustigen Brander werden die Aachener unterwandern. Namensvetter Michael Nobis verwies darauf, dass man hier durch den Kakao gezogen wird, dass man hier aber auch alt werden kann. Armin Drack, der Michael Ziemons über Konferenzen während der Coronazeiten kennengelernt hat, übergab ihm einen Corona-Mundschutz mit der Aufschrift „SUPER“. Markus Krings gab ihm einen Schnellkurs in Öcher Platt mit den wichtigsten Worte im Gesundheitswesen: malad, Ping, Korremorre, Kolligheät, Prittel solle er beruflich behalten und privat vermeiden. Olaf Müller hat aus dem Bad Aachen Heft entnommen, dass Krimis zu Michael Ziemons Hobbylektüre gehören. Sodann überreichte er ihm sein handsigniertes Buch „Herr über Leben und Tod bist du“ und ergänzte „ Wer eine Bücherei leitet, kann kein schlechter Mensch sein“. Willy Schell stimmte wieder das Chianti-Lied an, jedoch mit dem abgeänderten Refrain „trinkfest und arbeitsscheu …“, den alle mitzusingen wussten. Max Kerner deutete eine Verbindung von Heilig Kreuz und der Basilika Santa Croce in Florenz an und fand, dass der franziskanische Geist das ist, was uns verbindet. Manfred Savelsberg richtete ein Merci an den Gesundheitsdezernenten, zuständig für Salben, Pflaster, Pillen und stimmte einige Lieder über Pillen an. Wendelin Haverkamp hatte gerade eine Vision: Es ist Lockdown, am Fernseher Michael Ziemons, und der sagt: „Haben Sie heute schon ans Jenseits gedacht“. Zudem fragte er ihn, ob er nicht was gegen schlechte Ärztewitze hätte, wie z.B. Kommt ein Mann zum Arzt: „Hatten Sie das schon früher? Dann haben Sie es jetzt wieder.“ Christian Mourad sinnierte: „Als wir noch eine Zeitung hatten, warst du ne Jong us et Leäve.“ und hieß ihn willkommen in der Krüzzbrür-Familie. „Bin ja nur ein einfacher Handwerker“ gab Michael Hammers vor und ergänzte „Du bist der erste, der schon nen Orden kriegt, bevor er was geworden ist; aber das ist mir egal.“ Ex-Prinz Martin I. Speicher stellte fest: „Mit dem Jungen kann man richtig feiern.“ Hubert Herpers gab einen Tipp: Michael Ziemons kenne sich in Biersorten so gut aus , wie kein anderer. Da gibt’s eine Bier-Tasting-App. Hiernach habe er bereits verschiedene Biere getestet.
Und genau das ist es, was diesen Herrenabend ausmacht, die lustigen Vorträge, die launigen Zwischenrufe und treffenden Bemerkungen sowie witzige Aktionen; einmalig in seiner Art nur bei den Krüzzbrürn. Zum Ende dieses Abends, in fröhlicher Männerrunde, ohne Formalitäten und bei bester Laune blieb man noch ein Weilchen an der Theke zusammen. Den Wirten Franz-Dieter und Heinz-Peter Ramrath sowie dem flotten Kellner Heiner Schnitzler gilt hier wie immer besonderer Dank.
M. Mathar
An dieser Stelle hätte normalerweise ein Hinweis auf die Berichterstattung über diesen Herrenabend in der Aachener Zeitung gestanden, bei dem sich stadtbekannte Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Kirche ein Stelldichein geben. Auch Medienvertreter wurden in dieser Runde schon geehrt. So wurden seinerzeit die Redakteure Hans Hahn, Leo Vallot und Georg Dünnwald für ihre Berichterstattung mit dem Ponttor-Orden gekürt. Chefredakteur Dr. Anton Sterzl erhielt 1987 den Krüzzbrür-Orden und Chefredakteur Dr. Bernd Matthieu wurde 2003 mit dem Krüzzbrür-Orden ausgezeichnet.
Leider ist der Einladung an das Medienhaus Aachen zu diesem besonderen Herrenabend niemand gefolgt. In einem Telefonat mit der Redakteurin der Aachener Lokalredaktion, Annika Kasties, hat der Pfarrausschuss-Vorsitzende Franz-Josef Staat versucht zu erklären, warum es in dieser geschlossenen Männerrunde wünschenswert sei, wenn auch seitens der Presse nur männliche Kollegen aus dem Redaktionsteam kommen würden.
Es ist nunmal die Freiheit der Medien, was, wann, wie und überhaupt der Öffentlichkeit dargebracht wird. Schade, dass es über den eigentlichen Herrenabend in der Aachener Zeitung keinen Artikel, sondern stattdessen jenen Kommentar gab.