1948 das Geburtsjahr des Pfarrausschuss Heilig Kreuz
Dem Auftrag der Allierten der westdeutschen Besatzungszonen folgend erarbeitete im Sommer 1948 der Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee die Grundlagen des Grundgesetzes. Im selben Jahr brachte uns die Währungsreform die D-Mark.
Auch für Aachens Stadtgeschichte war 1948 ein bedeutendes Jahr. Nach den vorangegangenen leidvollen Jahren konnte das Denkmal Karls des Großen endlich wieder auf den Marktbrunnen gestellt werden und die Versorgungslage hatte sich insofern verbessert, dass die Lebensmittelverteilung durch die blau uniformierten Quäker an die hungernden Stadtbewohner nicht mehr fortgesetzt werden brauchte.
Und wie sah es im Pontviertel aus?
Mit der Besprechung am 30. November 1947 im Ponttor, zu der alle Männer und Frauen der Pfarre Heilig Kreuz eingeladen waren, sollte nach den Kriegswirren der Grundstein gelegt werden, das Gemeindeleben wieder neu zu beleben. Es war die Zeit nach dem Krieg, als alles neu aufgebaut wurde. In vielen Familien herrschte Not. Die Frauen der Pfarre Heilig Kreuz nahmen mit ihren Besuchsdiensten, Nachbarschaftskontakten und Hilfen in konkreten Notfällen Aufgaben der Caritas war. Das ganze Pfarrgebiet wurde in ca. 30 Nachbarschaftsbezirke eingeteilt: Je eine ehrenamtliche Mitarbeiterin übernahm die Verantwortung für diesen Bereich dieser Häuserreihe. Der sogenannte „Aktionskreis“ wurde gegründet.
Mit Blick auf das Gemeindeleben entwickelten darüber hinaus Pastor Josef Gerads und Kirchenchormitglied Gerhard Lauter die Idee, einen Kreis zu bilden, der die Geselligkeit in der Gemeinde möglich machen und fördern, aber auch Aufgaben in und um die Kirche wahrnehmen sollte. Und so wurde 1948 schließlich der Pfarrausschuss Heilig Kreuz gegründet, der zu Beginn noch den Namen „Ausschuss für Geselligkeit der Pfarre Heilig Kreuz“ trug. Bei der Gründungsversammlung fand zugleich eine erste Besprechung für die Durchführung eines Sommerfestes statt.
Am 12. September 1948 trat dann der Ausschuss zum ersten Mal in die Öffentlichkeit. Er veranstaltete das erste Sommerfest im „Weberhof“ in der Soers. Der Erfolg des Festes war überwältigend. Der Reingewinn von mehreren Tausend Deutschen Mark (keine Reichsmark) konnte Pfarrer Gerads nach Abschluss in Empfang nehmen, um dadurch den Wiederaufbau der Kirche weiter voranzutreiben.
Nachdem zuvor schon 1947 und 1948 über den Kirchenchor unter der Leitung von Gerhard Lauter Karnevalsveranstaltungen im Saal des Marienheims Bergdriesch 44 stattfanden, lud im Jahre 1949 der Pfarrausschuss dort erstmalig zu einer Karnevalssitzung ein.
M.Mathar
Unser verstorbener Freund und Krüzzbrür-Ordensträger Manfred Birmans hat vor 15 Jahren zum 60-jährigen Pfarrausschuss-Jubiläum nachfolgenden Text verfasst, der mit Bezug zum Krüzzbrür-Karneval ebenfalls an die Gründungsjahre erinnert:
Sessig Johr Fastelovvend beij de Krüzzbrür!
Ich jratelier va Hazze än bööek dorop e „Tätäääterätäääääääääää“, wat hell dörch dr Daalkejssel tüüene än all Öcher ejjen Uhre tüüete sall!
Sessig Johr! Mer zacker! Da war ich minus 2 Jahre alt. De Pönkter Iserbahn rollte noch den Schutt von 1000 Jahren zwischen Markt und Ponttor weg:
Ponk erop än Ponk erav,
langsjen Baach än Tempelterjrav,
sitt met stucke, süete, roese,
jappe, flöete, tüüte, bloese,
stöße, döijje, trecke, haggele,
mer alle Dags dat Bähnche waggele.
Was sich heute wie die Beschreibung eines Karnevalszugs anhört, meinte das Trümmerbähnchen von 1946, mit dem alles, was das Viertel ausgemacht hat, e Knöe jehoue noehjen Pooetz eruus reiset, wie Jupp Steinhauer so eindrucksvoll festgehalten hat. Er beschwört in seinem Gedicht, dass nicht alles, woe de Pönkter Jonge esue faaß met hön Hazzer dra honge, weggekarrt werden dürfe:
[…]
jät moß ävver lijje blive,
än dat sall ich jau beschrive:
dat es – nun verstött mich jot –
Pönkter Sen än Pönkter Mot.
Verlitz brannt jrad wier et Let ejjene Fesch (ömdatt de Kamerade kaate kuente – wenn se da retour wore uus dr Kreg), als sich die Krüzzbrür entschlossen, Pfarrkarneval gerade jetzt zu feiern. Jetzt schon, noch bevor vier Jahre später Ernst Neger schmerztriefend und von der ganzen Republik wohlig angenommen seine Vision der Erneuerung des zerstörten Mainz besingt:
Heile, heile Gänsje
Es is bald widder gut,
Es Kätzje hat e Schwänzje
Es is bald widder gut,
Heile heile Mausespeck
In hunnerd Jahr is alles weg.
Es hat nicht hundert Jahre gebraucht, den Schutt wegzuräumen und die Wunden zu heilen. Längst ist alles wieder aufgebaut und alles ist anders. Jenge Fesch mieh, hömmele Studente auf der Partymeile, alles exzellent; der Karneval feiert mediale Urständ. Nüüß för mich!
Wahl för mich dr Fastelovvend va de Krüzzbrür, dat Jeföihl va Veddel, va selvsjemaahde Spaß a de Freud, va Tätärätätätärüü, wat dejp uusjen Broene köönt, va trinkfest än arbeitsscheu, wahl de Kerich tröi. Än Hellig Krüzz steäht meddse dreen, än ich sag ne dubbele Merssi dön, die duzerzitt deä Mot haue, dr Karneval ze fiere, ömdatt ich hü e kitzje dovan met erleäve darf, va die Fröndschaff, deä jecke Verzähl, dr Pönkter Sen, dat Täräätätä.
Alaaf Hellig Krüzz, än wenn et versönk!
Manfred Birmans
Grußworte zum 75-jährigen Jubiläum von Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier und vom Mitglied des Deutschen Bundestages und Ministerpräsidenten a.D. Armin Laschet können hier nach gelesen werden:
– Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier
– M.d.B. Armin Laschet